Dieser Film-Einstieg dauert keine fünf Minuten.
Seit Ende Juli warten die ersten Herbst-Premieren bereits darauf, gesichtet zu werden. Bei einer solchen Szene kann auch der Zuschauer mal ein paar Sekunden durchatmen.Es bleibt keine Zeit, um aktuelle Informationen oder Eingebungen auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen.
Man spürt ihren Stress, wenn sie sich in Sackgassen verzetteln, fühlt auch die Ratlosigkeit, die von der Polizeidirektorin ausgeht. Allein Batic und Leitmayr überdenken noch einmal ihre Ermittlungen und stoßen auf eine heiße Spur. Ivo Batic (Miroslav Nemec) mit gezückter Waffe am U-Bahnhof Marienplatz: Szene aus dem München-Tatort "Unklare Lage", der heute am Sonntag im Ersten läuft. Nachdem die Identität des Mannes geklärt werden konnte, hat die Frage, ob es einen zweiten Mann gab, oberste Priorität.
Es ist über die dramatische Situation hinaus eine perfekte Exposition. Sie suchen das e-Paper, die digitale Zeitung? Der telefonierende Fahrgast glaubt „schon“. Wo sie auftauchen, sind sie zu spät: Die Münchner "Tatort"-Kommissare ermitteln den Echokammern des Internets hinterher. "Spenden" sind demnach auch im Sommer gern gesehen. Nachdem das SEK seinen Einsatz hatte, beginnen Leitmayr (Udo Wachtveitl) und Batic (Miroslav Nemec) mit den Befragungen der Fahrgäste, während Kalli (Ferdinand Hofer) in den Führungsstab in der Einsatzzentrale berufen wird, in der der operative Leiter (Axel Pape) und die Staatsanwältin (Corinna Kirchhoff) versuchen, einen klaren Kopf zu bewahren. Wir setzen daher Cookies und andere Tracking-Technologien ein. Die verstörten Eltern der beiden (Isabella Bartdorff, Martin Lindow) müssen das Geschehene erst realisieren und sind den Kommissaren keine Hilfe. Während es bei ihm zur Autorenfilmer-Signatur zu gehören scheint und er offenbar Spaß daran findet, den Durchschnittszuschauer am Sonntag ein bisschen zu provozieren, entspricht die ungeordnete Filmsprache bei Pia Strietmann der „unklaren Lage“ des Geschehens. Das bekommen auch die Einsatzkräfte vor Ort zu spüren. Der Fokus liegt dabei auf der Unterscheidung von Wahrheit und Unwahrheit.
Mit zittriger Hand macht ein Fahrgast ein Video von dem sich nähernden Polizeiwagen. Gerüchte machen die Runde. „Ein Einzelner unterhält die ganze Welt“, lautet ein Satz des Täters. Solche Szenen entlasten den Zuschauer oft auch ästhetisch: statt Reizüberflutung gibt es dann schon mal markante Köpfe vor schwarzem Hintergrund. Alarmstufe Rot: München im Ausnahmezustand. Die Fahrgäste verstecken sich noch immer ängstlich unter ihren Sitzen. Seit 2014 werden sie vom jungen Kriminalkommissar Karl-Heinz Hammermann, genannt Kalli, unterstützt. Kalli (Ferdinand Hofer) wird in den Führungsstab in der Einsatzzentrale berufen. Der Verkehr fließt wieder, München lebt und atmet auf. Und das schnell! Ein Baby schaut mit großen Augen. Das System ist heruntergefahren. Bild: Hagen Keller, X Filme Creative Pool GmbH/BR Der Ernst der Lage ist ihnen ins Gesicht geschrieben. Wenig später wird dieser vom SEK gestellt und erschossen. So entfaltet sich gegen Ende aus einem langen Dialogwechsel im Büro der Kommissare ein wahrnehmungspsychologisch abwechslungsreiches Spiel zwischen farbig/hell (Batic) und dunkel (Leitmayr), statt zu einer langatmigen Talking-Heads-Szene zu werden. Eine Stadt fürchtet sich davor, dass es einen weiteren flüchtigen Amokläufer gibt. Und gibt es den zweiten Mann, könnte der jetzt aus Wut über den Tod des Freun-des ein Blutbad planen? Wenig später wird der Täter vom SEK gestellt und erschossen. Mittlerweile ist auch die Medien-Maschinerie angesrungen, besonders heiß laufen die sozialen Netzwerke. Dabei ist die Art der Darstellung, die Zerrissenheit der Bildfolge, die extremen Kamera-Perspektiven, außerdem die Ton-Ebene mit Dialog, Geschrei, Sirenen und Alltagsgeräuschen wesentlich für die hohe Intensität der Sequenz. Die Lage aber bleibt unklar. So war der Tatort: Angelehnt an den Amoklauf des 18-jährigen Schülers David S. im Olympia-Einkaufszentrum im Jahr 2016. Die Regisseurin bezieht ihre Aussage auf den gesamten Film.Wie schon im letzten BR-"Tatort – One Way Ticket": kein klassisches Ermitteln für Kommissar Leitmayr (Udo Wachtveitl) & Co – und das zeigt am Ende Wirkung!Besonders in der ersten Halbzeit von „Unklare Lage“ drückt sich die allgemeine Verunsicherung in einem extrem hohen Erzähltempo aus. Sie ziehen um, fahren in den Urlaub oder haben Fragen zu Ihrem Abo? Keine Autos, kein Nahverkehr.
Doch geht es in Unklare Lage weniger um sein filmisches Pendant, den gleichaltrigen Attentäter Tom Scheuer (Manuel Steitz), der einleitend in einem Linienbus einen Kontrolleur erschießt und kurz darauf selbst von einem SEK erschossen wird, noch um seine (möglichen) Opfer. Der Zuschauer wird zum Begleiter der Kommissare, denen bei der Hetzjagd durch die Großstadt diesmal keine Zeit für Witzeleien bleibt.
Seit Ende Juli warten die ersten Herbst-Premieren bereits darauf, gesichtet zu werden. Bei einer solchen Szene kann auch der Zuschauer mal ein paar Sekunden durchatmen.Es bleibt keine Zeit, um aktuelle Informationen oder Eingebungen auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen.
Man spürt ihren Stress, wenn sie sich in Sackgassen verzetteln, fühlt auch die Ratlosigkeit, die von der Polizeidirektorin ausgeht. Allein Batic und Leitmayr überdenken noch einmal ihre Ermittlungen und stoßen auf eine heiße Spur. Ivo Batic (Miroslav Nemec) mit gezückter Waffe am U-Bahnhof Marienplatz: Szene aus dem München-Tatort "Unklare Lage", der heute am Sonntag im Ersten läuft. Nachdem die Identität des Mannes geklärt werden konnte, hat die Frage, ob es einen zweiten Mann gab, oberste Priorität.
Es ist über die dramatische Situation hinaus eine perfekte Exposition. Sie suchen das e-Paper, die digitale Zeitung? Der telefonierende Fahrgast glaubt „schon“. Wo sie auftauchen, sind sie zu spät: Die Münchner "Tatort"-Kommissare ermitteln den Echokammern des Internets hinterher. "Spenden" sind demnach auch im Sommer gern gesehen. Nachdem das SEK seinen Einsatz hatte, beginnen Leitmayr (Udo Wachtveitl) und Batic (Miroslav Nemec) mit den Befragungen der Fahrgäste, während Kalli (Ferdinand Hofer) in den Führungsstab in der Einsatzzentrale berufen wird, in der der operative Leiter (Axel Pape) und die Staatsanwältin (Corinna Kirchhoff) versuchen, einen klaren Kopf zu bewahren. Wir setzen daher Cookies und andere Tracking-Technologien ein. Die verstörten Eltern der beiden (Isabella Bartdorff, Martin Lindow) müssen das Geschehene erst realisieren und sind den Kommissaren keine Hilfe. Während es bei ihm zur Autorenfilmer-Signatur zu gehören scheint und er offenbar Spaß daran findet, den Durchschnittszuschauer am Sonntag ein bisschen zu provozieren, entspricht die ungeordnete Filmsprache bei Pia Strietmann der „unklaren Lage“ des Geschehens. Das bekommen auch die Einsatzkräfte vor Ort zu spüren. Der Fokus liegt dabei auf der Unterscheidung von Wahrheit und Unwahrheit.
Mit zittriger Hand macht ein Fahrgast ein Video von dem sich nähernden Polizeiwagen. Gerüchte machen die Runde. „Ein Einzelner unterhält die ganze Welt“, lautet ein Satz des Täters. Solche Szenen entlasten den Zuschauer oft auch ästhetisch: statt Reizüberflutung gibt es dann schon mal markante Köpfe vor schwarzem Hintergrund. Alarmstufe Rot: München im Ausnahmezustand. Die Fahrgäste verstecken sich noch immer ängstlich unter ihren Sitzen. Seit 2014 werden sie vom jungen Kriminalkommissar Karl-Heinz Hammermann, genannt Kalli, unterstützt. Kalli (Ferdinand Hofer) wird in den Führungsstab in der Einsatzzentrale berufen. Der Verkehr fließt wieder, München lebt und atmet auf. Und das schnell! Ein Baby schaut mit großen Augen. Das System ist heruntergefahren. Bild: Hagen Keller, X Filme Creative Pool GmbH/BR Der Ernst der Lage ist ihnen ins Gesicht geschrieben. Wenig später wird dieser vom SEK gestellt und erschossen. So entfaltet sich gegen Ende aus einem langen Dialogwechsel im Büro der Kommissare ein wahrnehmungspsychologisch abwechslungsreiches Spiel zwischen farbig/hell (Batic) und dunkel (Leitmayr), statt zu einer langatmigen Talking-Heads-Szene zu werden. Eine Stadt fürchtet sich davor, dass es einen weiteren flüchtigen Amokläufer gibt. Und gibt es den zweiten Mann, könnte der jetzt aus Wut über den Tod des Freun-des ein Blutbad planen? Wenig später wird der Täter vom SEK gestellt und erschossen. Mittlerweile ist auch die Medien-Maschinerie angesrungen, besonders heiß laufen die sozialen Netzwerke. Dabei ist die Art der Darstellung, die Zerrissenheit der Bildfolge, die extremen Kamera-Perspektiven, außerdem die Ton-Ebene mit Dialog, Geschrei, Sirenen und Alltagsgeräuschen wesentlich für die hohe Intensität der Sequenz. Die Lage aber bleibt unklar. So war der Tatort: Angelehnt an den Amoklauf des 18-jährigen Schülers David S. im Olympia-Einkaufszentrum im Jahr 2016. Die Regisseurin bezieht ihre Aussage auf den gesamten Film.Wie schon im letzten BR-"Tatort – One Way Ticket": kein klassisches Ermitteln für Kommissar Leitmayr (Udo Wachtveitl) & Co – und das zeigt am Ende Wirkung!Besonders in der ersten Halbzeit von „Unklare Lage“ drückt sich die allgemeine Verunsicherung in einem extrem hohen Erzähltempo aus. Sie ziehen um, fahren in den Urlaub oder haben Fragen zu Ihrem Abo? Keine Autos, kein Nahverkehr.
Doch geht es in Unklare Lage weniger um sein filmisches Pendant, den gleichaltrigen Attentäter Tom Scheuer (Manuel Steitz), der einleitend in einem Linienbus einen Kontrolleur erschießt und kurz darauf selbst von einem SEK erschossen wird, noch um seine (möglichen) Opfer. Der Zuschauer wird zum Begleiter der Kommissare, denen bei der Hetzjagd durch die Großstadt diesmal keine Zeit für Witzeleien bleibt.